Dipl.-Psych. Stefanie Schlomberg
Psychologische Psychotherapeutin

Was ist Verhaltenstherapie?

Die Verhaltenstherapie ist eine Therapieform, in der das Verhalten, seine Auslöser und seine Konsequenzen in den Mittelpunkt der Aufmerksamkeit gestellt werden. Dabei wird unter Verhalten – anders als im Alltagssprachgebrauch – nicht nur das verstanden, was wir äußerlich tun. Vielmehr meint Verhalten hier umfassender, was wir in einer Situation denken, fühlen, tun, und wie unser Körper dabei reagiert.

Beispiel: Jemand ist deprimiert.

Dann könnte sein Verhalten im Sinne der Verhaltenstherapie so aussehen und beschrieben werden:

Gedanke: Mir kann heute nichts Spaß machen.

Gefühl: Ich bin niedergeschlagen, lustlos.

Handlung: Ich sage die Verabredung zu einer Party ab.

Körper: Mein Körper fühlt sich müde und abgeschlagen an.

Die Konsequenzen von Verhalten werden unterteilt in kurzfristige und langfristige, positive und negative Konsequenzen. In dem oben genannten Beispiel könnten die Konsequenzen etwa so aussehen:

Kurzfristig positive Konsequenzen: Der Mensch ist erleichtert, nicht zur Party zu gehen, da er von der Party ja nur Anstrengung oder Langeweile erwartet.

Langfristig negative Konsequenzen: Der Mensch wird immer seltener eingeladen, zieht sich immer mehr zurück, fühlt sich immer weniger gemocht, immer einsamer und wird immer depressiver.

 

Besonders tückisch ist es für jemanden, wenn sein Verhalten (wie im obigen Beispiel) kurzfristig angenehme, positive, aber langfristig unangenehme, negative, vielleicht gar schädliche Folgen hat. Denn wir Menschen neigen dazu, lieber etwas zu tun, wenn es sofort angenehme Folgen für uns hat und übersehen dabei schnell, dass wir uns damit langfristig vielleicht unerwünschte Konsequenzen einhandeln.

Weiter ist wichtig, dass Menschen Probleme oder Krisen manchmal nicht bewältigen, weil sie entweder unangemessene, krankmachende Verhaltensweisen zeigen oder weil ihnen hilfreichere Verhaltensweisen zur Lösung ihrer Probleme fehlen. Dabei gehen Verhaltenstherapeuten davon aus, dass das ungünstige Verhalten früher einmal (oft in der Kindheit) gelernt oder dass das hilfreiche Verhalten früher eben nicht gelernt wurde. Aber obwohl diese Lernerfahrungen manchmal lange zurückliegen, kann das Verhalten heute, in der Gegenwart bewusst gemacht und verändert werden.

In der Verhaltenstherapie zielt eine Therapeutin nun darauf ab, mit dem Patienten gemeinsam sehr genau die Art der Probleme und die ungünstigen oder die fehlenden Verhaltensweisen mit all seinen Folgen herauszufinden. Dann wird schrittweise das ungünstige Verhalten abgebaut und hilfreicheres Verhalten aufgebaut. Dabei werden immer wieder Ziele abgesprochen und kleine Schritte gemeinsam erarbeitet, damit ein Patient seine Probleme lösen und seine Beschwerden oder Störungen verändern kann.

Um dies zu erreichen, werden hauptsächlich Gespräche geführt, es finden aber auch viele Übungen innerhalb und außerhalb des Therapieraumes statt. So gibt es zuweilen Hausaufgaben, in denen etwas überlegt, beobachtet oder auch konkret geübt werden soll.

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